Ich habe für meine erste Alpenüberquerung mit dem Fahrrad eine relativ einfache Route gewählt: auf der alten Römerstraße ‚Via Claudia Augusta‘ über den Fern- und Reschenpass, dann etwas schwieriger von Meran (Lana) über den Gampenpass ins Nonstal, über den Andalo-Sattel nach Molveno und lange oberhalb der Sarca zum Gardasee. Nach nur kurzer Rast am Gardasee bin ich hinüber ins Etschtal nach Rovereto und zurück nach München mit dem Zug.
1. Tag: Ehrwald – Landeck über den Fernpass
Da ich die Fahrradstrecken bis Ehrwald schon alle kenne, bin ich mit der Bahn nach Ehrwald gefahren und von dort gestartet. Für mich überraschend führt die Route (Via Claudia Augusta) nur ein ganz kurzes Stück über eine Autostraße. Der Rest sind sehr gepflegte Fahrradstraßen oder Forstwege. Über den Fernpass verläuft die Römerstraße meist abseits der immer verstopften Pass-Straße. Einmal musste ich die Pass-Straße überqueren und habe lange warten müssen, bis sich eine kleine Lücke in beiden Richtungen ergab!
- Oberhalb von Biberwier kommen einem Menschen auf ‚Funsportgeräten‘ entgegen.
- Am Weissensee
- Die Stromleitungen folgen der alten Römerstraße.
- Blick vom Pass der Römerstraße auf die Fernpass-Straße.
- Der Fahrradweg geht oberhalb der Pass-Straße am Fels entlang. Ein Stück ist neu angelegt und hängt am Felsen. Links im Hintergrund der Fernsteinsee.
- Das letzte Stück der Abfahrt vor dem Fernsteinsee.
2. Tag: Landeck, Fliesser Platte, Reschenpass bis nach Burgeis
In Landeck wollte ich nicht in der Stadt übernachten – das erschien mir zu laut. Deshalb habe ich in einem sehr ruhig gelegenen Hotel, dem Tramser Hof, oberhalb von Landeck geschlafen. Das hatte den Nachteil, dass ich am Ende in Landeck wieder auf knapp 1.000 m Höhe hochschieben musste, aber den Vorteil, dass ich von etwa 900 m Höhe am 2. Tag über die berühmte Fliesser Platte weiterfahren konnte. Dort sieht man noch die Wagenspuren im Fels der Römerstraße – und die sind knapp 2.000 Jahre alt!
Am Inn entlang, bis etwa Prutz, war die Wegführung teilweise abenteuerlich, aber schön, weil schattig.
Über den Reschenpass
Der Weg von der Burg Hoch Finstermünz direkt hoch nach Nauders ist offiziell gesperrt. Ich bin aber dem Track nachgefahren. Nur einmal musste ich vor dem Tunnel vor der Feste Nauders für weniger als 100 m auf die Reschenpass-Straße, da neben der Galerie kein Weg war, nur innerhalb der Gallerie auf der bergzugewandten Seite. Das war aber diesmal unkritisch, weil die Straße wegen Bauarbeiten nur einspurig befahren wurde. Vor diesem Stück traf ich zwei Wanderinnen, die auch den Weiterweg suchten. Dann ging der Weg auf der alten Pass-Straße weiter außerhalb des nachfolgenden Tunnels. Auf jeden Fall ist dieses Stück schöner als auf der Teerstraße nach Martina und dann über die 11 Kehren nach Nauders. Aus Versehen bin ich ein Stück dieser Straße gefahren und dann wieder umgekehrt. Da ich bisher nur auf Fahrradwegen gefahren war (und auch fast die ganze weitere Strecke) waren mir die knapp überholenden Autofahrer zu gefährlich.
- Der Tramser Hof liegt auf knapp 1.000 m Höhe, aber recht idyllisch.
- Die Fließer Platte – hier sieht man noch die Wagenspuren für die römischen Karren vor 2.000 Jahren.
- Dieses Schild erklärt die Via Claudia Augusta.
- Blick auf Fliess – gleich nach der Fliesser Platte.
- So ging es zuerst nach Fliess am im Fließrichtung linken Ufer des Inn entlang – sehr hübsch und schattig.
- Dann wurde der Weg etwas schmaler und steiler und ich musste manchmal absteigen.
- Auf diesem Stück war nichts mehr mit Fahren – ich musste schieben. Ganz rechts unten der Inn.
- Die Festung Hoch Finstermünz – bis zum Bau der Reschenpass-Straße durch Tunnel oberhalb ein natürliches Nadelöhr.
- Ein kurzes Stück führte die Route auf der alten Reschenpass-Straße.
- Endlich oben am Reschenpass!
- Der Reschensee war mir zu kalt zum Baden.
- Wegen des schönen Wetters wurde überall Gras gemäht.
3. Tag: Burgeis, Meran bis vor den Gampenpass
Von Burgeis bis Glurns war die Abfahrt phantastisch, auf einem sehr gut ausgebauten Fahrradweg. Von Glurns an wurde es sehr viel flacher und ich musste Strecke machen.
- Die Burg von Burgeis.
- Die phantastische Abfahrt zwischen Burgeis und Glurns.
- Die Burg Juval, die im Juli und August von Reinhold Messner und seiner Familie bewohnt wird, und daher nicht zu besichtigen war.
- Die unendlichen Apfelplantagen im Etschtal (hier bei Latsch).
Zum Gampenpass
Ungefähr ab Latsch hatte ich mir vorgenommen, eine Karte zu kaufen und die weitere Strecke genauer zu recherchieren. Dummerweise war es Mittagszeit und alle Geschäfte hatten zu. Siesta! Dann hatte ich zwar mir einige Routenvarianten auf meinen Garmin geladen, aber zu Hause nicht mehr kontrolliert, ob sie auch korrekt angezeigt werden. Von den interessanten Routen waren nur jeweils der erste Teil auf meinem Garmin sichtbar, die anderen nicht – Anfängerfehler! Nicht alle Routen, die aus mehreren Etappen bestehen, oder Varianten haben, werden korrekt angezeigt. Da hätte ich beim Übertragen manuell nacharbeiten müssen. Etwas mühsam habe ich mir Alternativen auf mein Smartphone geladen und von dort auf den Garmin übertragen. Aber so richtig den Überblick, wie zu Hause am PC, hatte ich nicht. Es wurde heißer und heißer und ich unruhig.
Also bin ich auf gut Glück eine vielversprechende Route nachgefahren bis Meran und Lana. Von dort führte die Route nicht am Etsch entlang, sondern in die Berge, wie ich es mir vorgenommen hatte. In Lana war es noch zu früh zum Übernachten, auf die Idee, in Völlan zu übernachten, kam ich durch den fehlenden Überblick nicht. Vorher kam ein Hotel oder Gasthof nach dem anderen, hier war plötzlich alles menschenleer. Zwei Ferienwohnungen und einen Gasthof fand ich, aber sie waren entweder belegt, niemand da, oder boten keine Übernachtung an. Also fuhr ich weiter. Es ging steil hinauf. Bald war ich erschöpft und habe fast nur noch geschoben. Auch gab es kein Wasser.
Die Hofschänke ‚Pfrollner Hof‘
Zu meinem Glück habe ich aber einen sauberen Bach gefunden, und bald darauf einen Bauernhof (Hofschänke) – den Pfrollner Hof – der Essen und eine recht komfortable Übernachtung anbot: in einer Art Gartenhäuschen, auf mit frischen Heu gefüllten Matratzen und Betten, dahinter eine Duschkabine, sogar mit warmer ‚Tropendusche‘. Dort habe ich als einziger Gast ein sehr schönes Abendessen bekommen und wie in Abrahams Schoß geschlafen.
- Mein Gartenhäuschen am Pfrollner Hof.
- Die Dusche hinter dem Gartenhäuschen – sogar mit warmer Tropendusche!
- Das Hinweisschild für die ‚Hofschänke Pfrollner Hof‘.
Die Wirtsleute erzählten mir, dass fast täglich MTB-Fahrer wie ich, die sich verschätzt haben, vorbeikommen und um ein Nachtquartier bitten. Aber die anderen essen mindestens dort! Eigentlich leben sie von der MTB-Fahrern der ‚Marvin Alpencross Route‘ und den Wanderern auf der ‚Via Vigilius‘
4. Tag: Über den Gampenpass bis vor den Andalosattel
Nach einem guten Frühstück habe ich vom Pfrollner Hof noch 1 1/4 h bis zum Gampenpass gebraucht – am Abend vorher wäre ich wahrscheinlich in die Dunkelheit gekommen, bevor ich den Weiler ‚Unsere liebe Frau im Walde‘ erreicht hätte. Dabei geht es noch über das unspektakuläre ‚Platzerer Jöchl‘ (1.565 m – eine Feuchtwiese) und hinunter auf die Pass-Straße. Ungefähr 1,5 km musste ich wieder bergauf auf der Gampenpass-Straße zum Gampenpass (1.518 m) fahren. Hier gibt es keine befahrbaren Wege parallel dazu.
- Der Weg zum Platzerer Jöchl.
Bald nach der deutschen Sprachinsel ‚Unsere Liebe Frau im Walde‘ führte die Route auf den Rankipino Fahrradweg oberhalb des Nonstals.
- Der Fahrradweg ‚Rankipino‘ führt sehr schön im Wald oberhalb des Nonstales.
- Manchmal hat man einen Blick auf Nonstal.
- Die Apfelplantagen werden durch Netze vor den Vögeln geschützt.
- Nach einiger Zeit erreiche ich den‚Lago Santa Giustina‘ bei Cles (in der Bildmitte).
- Der Stausee ‚Lago die Santa di Giustina‘.
- Bald habe ich das quirlige Cles passiert – es war zu spät für ein gutes Mittagessen. Danach führt die Straße hinab in eine Senke – danach geht es wieder kräftig bergauf!
Da ich diesmal nicht noch einmal am Nachmittag einen Pass beginnen wollte, habe ich mir vor dem Andalo-Sattel eine Bleibe für die Nacht gesucht. Ich fand ein ‚B&B‘ in Termon, einem Teilort von Campodenno. Das von mir zuerst anvisierte Gasthaus ‚Pezzi‘ in Campodenno war (wohl für immer) geschlossen.
5. Tag: Über den Andalosattel zum Gardasee, und weiter nach Rovereto
Ich hätte mir an diesem Morgen noch eine halbe Stunde sparen können, wenn ich am Vortag in Spormaggiore den Gasthof ‚Alt-Spaur‘ gefunden hätte. So ging es zuerst nach Sporminore hinunter, und dann wieder hinauf nach Spormaggiore. Von dort ging es auf kleiner Straße den Sporeggio-Bach entlang, teilweise auf einer sehr steilen Betonpiste, zur Selva Piana (1.123 m) über den Andalosattel (1.116 m) nach Andalo (1.052 m), dann -zu meiner Enttäuschung, denn ich dachte der Andalosattel sei der höchste Punkt gewesen- nach Andalo wieder aufwärts auf knapp 1.200 m, und dann steil hinab nach Molveno, einem sehr schön gelegenen Ort am Molveno-See.
- In Spormaggiore war Kartoffelernte!
- Blick zurück vom Andalosattel auf den Aufstieg auf Spormaggiore.
- Molveno mit dem Molveno-See.
Von Molveno aus ging es am Westufer des Molvenosees entlang – es war Samstag, und sehr viele Leute unterwegs – und dann auf einem fast ebenen Forstweg oberhalb des Sarcatals entlang. Durch das Val Busa ging es 600 m steil hinab zum Lago di Toblino, und von dort zum Gardasee.
- Blick ins Sarcatal vom Forstweg aus.
- Gleich geht es 600 m tief hinunter, auf einer Betonpiste.
- Wunderschön gelegen: das Castel Toblino am Toblino See.
- Boote am Lago di Cavedine
- Endlich am Gardasee! Es ist heiss und voll.
- Das Ufer in Torbole war sehr frequentiert.
- Blick von Nago oberhalb des Gardasees zurück – anscheinend eine Regatta?
Ich war gegen 1/2 3 am Gardasee, wollte aber den Zug um 18:43 Uhr in Rovereto erreichen. Da ich nicht wusste, wie lange man vom Gardasee zum Bahnhof in Rovereto braucht, bin ich bald weitergefahren. Der Aufstieg nach Nago ging erstaunlich einfach, und von dort auf einem sehr schönen Fahrradweg hinunter ins Etschtal auf den Etsch-Fahrradweg. Letzlich habe ich nur 1 1/4 h für diese Strecke gebraucht.
Am Bahnhof in Rovereto konnte man mir keine Fahrradkarte für die Rückfahrt verkaufen – das ginge nur in Deutschland, oder ich müsste mehrere Tage warten….
So bin ich einfach mit dem Fahrrad in den Fahrradwagen eingestiegen, der in Rovereto ganz leer war, und bis zum Brenner sich nur halb füllte. Trotzdem wollte die Schaffnerin mich nicht mitnehmen. Da habe ich die Reifen und den Sattel demontiert, und gesagt, ich nehme es als Gepäck mit. Da hatte die Schaffnerin ein Einsehen und ließ mich und mein Fahrrad mitfahren – zumal sie sah, dass das Fahrradabteil sich nicht füllte. Da auch sie nicht in der Lage war, mir eine Fahrradkarte auszustellen, habe ich nur den normalen Fahrpreis bezahlt!